Mittwoch, 11. März 2009

Adipositas erhöht Sterberisiko ähnlich stark wie Rauchen

Adipositas erhöht Sterberisiko ähnlich stark wie Rauchen
Daten von fast 50 000 Männern in Schweden analysiert
STOCKHOLM (eis). Wer schon als 16 bis 19 Jahre alter Jugendlicher dick oder gar adipös ist, hat in den nächsten Jahrzehnten ein ähnlich stark erhöhtes Sterberisiko wie ein Raucher. Das hat jetzt eine schwedische Studie ergeben.
DieUntersuchung hatten Forscher vom Karolinska Institut in Stockholm im Jahr 1969/70 Gesundheits-Daten von 49 920 Jugendlichen im mittleren Alter von 18 Jahren bei der Wehrpflichtigen-Musterung gesammelt (BMJ Online first). Die Probanden wurden dann über 38 Jahre weiterverfolgt. In dieser Zeit sind 2897 der Teilnehmer gestorben.
Ergebnis: Im Vergleich zu normalgewichtigen Nichtrauchern hatten dabei Wenig-Raucher (bis zu 10 Zigaretten am Tag) eine um 54 Prozent erhöhte Sterberate. Bei den mäßig Übergewichtigen (BMI zwischen 25 und unter 30) war die Sterberate um 33 Prozent erhöht. Starke Raucher (mehr als 10 Zigaretten am Tag) hatten eine mehr als verdoppelte Sterberate (111 Prozent erhöht), ähnlich stark erhöht war die Sterberate bei Adipösen (114 Prozent). Wenn ein adipöser Mann stark rauchte, war die Sterberate nahezu verfünffacht (374 Prozent erhöht).
Nicht einbezogen in die Untersuchung wurde, ob die jungen Männer im weiteren Leben abspeckten oder sich das Rauchen abgewöhnten. Die Forscher halten es aufgrund anderer Studiendaten für sehr wahrscheinlich, dass auch bei dicken jungen Frauen das Sterberisiko in ähnlichem Maße erhöht ist.
Übergewicht und Rauchen sollten daher in der Gesundheitspolitik als sehr wichtige Ziele präventiver Maßnahmen für Kinder angegangen werden, betonen die Forscher.



Ihr Armin Schmidl
www.armin-schmidl.de

Stress und Druck - immer mehr Beschäftige greifen zu Doping


Stress und Druck - immer mehr Beschäftige greifen zu Doping

Rund zwei Millionen Beschäftigte haben schon einmal zu Arzneien gegriffen, um die eigene Leistungskraft am Arbeitsplatz zu steigern. Das geht aus dem neuen Gesundheitsreport der DAK hervor.

Von Thomas Hommel

Immer mehr Arbeit, immer mehr Druck: Beschäftigte fühlen sich zunehmend überfordert.

Das Arbeitsleben in Deutschland ist für viele Beschäftigte rauher geworden. Wer nicht schnell, flexibel und vor allem hochkonzentriert an sein Tageswerk geht, bekommt Ärger mit Vorgesetzten oder Kollegen. Die Folge: Der Leistungsdruck am Arbeitsplatz wächst - mit ihm die Angst, zu versagen. Immer mehr Beschäftigte greifen deshalb auf Suchtmittel und Tabletten zurück, um so für den täglichen Kick im Büro zu sorgen.

Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) hat das im Sport schon seit langem heftig diskutierte Thema Doping jetzt auch für die Arbeitswelt näher untersucht. Die DAK befragte dazu mehr als 3000 Arbeitnehmern im Alter von 20 bis 50 Jahren.

Jeder Fünfte akzeptiert Stimmungsaufheller

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Rund zwei Millionen Beschäftige haben schon einmal Pillen geschluckt, um sich am Arbeitplatz möglichst lange fit und wach zu halten. Besonders stark verbreitet ist das Phänomen unter Akademikern.

Immerhin jeder fünfte Arbeitnehmer hält die Einnahme von Medikamenten ohne medizinische Erfordernis für vertretbar, um die eigene Leistung im Job zu steigern. Etwa 20 Prozent der Befragten akzeptieren Stimmungsaufheller, um Stress und Konflikte am Arbeitsplatz besser aushalten zu können. Jedem fünften Arbeitnehmer wurden schon einmal leistungssteigernde und stimmungsaufhellende Medikamente ohne jegliche medizinische Notwendigkeit empfohlen. Die Empfehlungen gehen zumeist auf Kollegen, Freunde und Familienmitglieder, aber auch auf behandelnde Ärzte zurück: Jede dritte Empfehlung für ein aufputschendes Mittel kommt von Ärzten.

In ihrem Report hat die DAK die Arzneimitteldaten von Antidepressiva, Mitteln gegen Demenz und ADHS sowie Betablockern analysiert und untersucht, inwieweit die Mittel abweichend von ihrer Zulassung verordnet werden. Dabei wurden Verordnungs- und Diagnosedaten abgeglichen. Die Ergebnisse der Analyse gäben "indirekte Hinweise auf eine mögliche Fehl- und Überversorgung oder Medikamentenmissbrauch", heißt es im DAK-Report. Am Auffälligsten sei die nicht bestimmungsgemässe Verordnung des Wirkstoffes Piracetam gewesen. Dieses Mittel ist unter anderem zur Behandlung von Patienten mit hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen, etwa Demenzen, zugelassen. Nur 2,7 Prozent aller DAK-Versicherten, denen Piracetam verordnet wurde, wiesen diese Diagnose überhaupt auf. Bei knapp 15 Prozent der Versicherten erfolgte die Piracetam-Verordnung ganz ohne Diagnose.

Auch beim Wirkstoff Methylphenidat, der primär zur Behandlung bei ADHS sowie zur Konzentrationssteigerung eingesetzt wird, ergab der Abgleich von Verordnungs- und Diagnosedaten Auffälligkeiten:

"Konzentriert, kreativ, immer perfekt?"

Für mehr als ein Viertel der erwerbstätigen DAK-Versicherten erfolgte die verordnete Therapie mit Methylphenidat ohne dokumentierte oder nicht bestimmungsgemässe Erkrankung. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bei dem Narkolepsie-Medikament Modafinil sowie dem Antidepressivum Fuoxetin.

DAK-Vorstandschef Professor Herbert Rebscher warnte bei der Vorstellung des Gesundheitsreports davor, derartige Medikamente ohne medizinische Begründung einzunehmen, nur um seine Leistung zu steigern oder "besser drauf zu sein". "Konzentriert, kreativ, karrierebewusst: Der Wunsch, immer perfekt sein zu müssen, lässt sich auch durch Medikamente nicht erfüllen."



Ihr Armin Schmidl
www.armin-schmidl.de